Wenn aus Spaß bitterer Ernst wird

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„War doch nur Spaß – ich hab ja nur angefangen. Dann ist das ein Sport geworden – Disziplin Lea beleidigen“, das sagt Nadine zu ihrer Rechtfertigung in dem Theaterstück „Fake oder War doch nur Spaß“, das am Donnerstag in der Aula der Heinrich-Thein-Berufsschule aufgeführt wurde. Allerhand Betroffenheit war in den Gesichtern der Schülerinnen und Schüler zu sehen, während Svenja Petermann und Tim Engemann sehr eindringlich die Chronologie eines Cyber-Mobbing-Falles erzählten.

Aus Eifersucht stößt die beste Freundin den ersten Dominostein um und innerhalb weniger Wochen ist Lea die verhassteste Person an ihrer Schule und in ihrem „Freundeskreis“ im Sozialen Netzwerk. Auch eigene Offensiven, das Eingreifen eines Lehrers, helfen nicht. Am Ende ist Lea selbstmordgefährdet und braucht eine lange Therapie in einer psychiatrischen Einrichtung. Weil ihr Vater die Polizei eingeschaltet hat, werden aber auch die Übeltäter zur Rechenschaft gezogen.

Nach dem Theaterstück, das in Zusammenarbeit mit Psychologen und erfahrenen Pädagogen entstanden ist, diskutierten die beiden Darsteller des Ensembles „Radiks“ aus Berlin sehr persönlich mit den jugendlichen Zuschauern. Die waren etwas überrascht, zu erfahren, dass Mobbing meist aus dem engsten Freundeskreis entsteht. Oftmals sei der Anlass nichtig, die Folgen wirklich ungewollt. Wenn gleich am Anfang die Betroffenen persönlcih miteinander geredet hätten, dann wäre es wohl nie so weit gekommen, erkannten die Schülerinnen und Schüler. „Überlegt Euch immer, ob Ihr das, was Ihr posten wollt, demjenigen auch direkt ins Gesicht sagen würdet“, bat Svenja Petermann eindringlich. Außerdem ermutigte sie dazu, sich in diffamierende Diskussionen im Netz einzuschalten, nichts zu teilen, dessen Wahrheitsgehalt man nicht geprüft hat.

Auch zum Selbstschutz riefen die beiden Schauspieler auf. Tim Engemann betonte, dass viele Firmen vor der Einladung zu einem Vorstellungsgespräch überprüfen, wie sich der Bewerber im Internet präsentiert. „Da kommen Bilder von einem Totalabsturz auf der letzten Fete gar nicht gut“, so Engemann. Der Betroffene merke gar nicht, warum er eigentlich trotz guter Noten keinen Fuß in seinen Wunschberuf bekommt.

Schnell erkannten die Zuschauer, dass es wichtig ist, in einem Mobbing-Fall die Polizei einzuschalten – oder die Jugendsozialarbeiter an der Schule. Weil Mobbing-Opfer oft gar nicht in der Lage sind, über ihre Situation zu reden, seien Freunde und Schulkollegen aufgerufen, sich einzumischen, wenigstens eben Lehrer oder Sozialarbeiter auf ein Mobbing-Problem aufmerksam zu machen. „Ihr müsst Euch nicht unbedingt selbst zur Mobbing-Zielscheibe machen, es gibt anderes Wege“, ermutigten Petermann und Engemann zu Zivilcourage.

Wie gegenwärtig das Thema im Alltag der Teenager ist, wenn auch meist noch auf harmloser Ebene, zeigte eine Spontan-Umfrage in der Aula: alle Schülerinnen und Schüler sind in Sozialen Netzwerken unterwegs, die meisten haben einen Klassen-Chat und beachtlich viele Hände blieben oben bei der Frage „und wo wurde schon mal im Klassen-Chat rumgepöbelt?“.

Schulsozialarbeiterin Martina Meisch freute sich, dass sich die Schüler so ansprechen ließen und ernsthaft diskutierten. Glücklicherweise habe man an der Heinrich-Thein-Schule kein Mobbing-Problem, weil dort auch in der Prävention intensiv gearbeitet wird. Dass es möglich war, das Ensemble „Radix“ an die Schule zu holen, sei dem Förderverein Heinrich-Thein-Schule zu verdanken, der fast die komplette Finanzierung übernahm, wofür sich auch die Schulleitung herzlich bedankte.

Artikel und Fotos: Sabine Weinbeer
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