Berufsschüler bekommen einen eigenen Lastwagen
Rund 100 Auszubildende im Kfz-Handwerk aus ganz Unterfranken absolvieren in Haßfurt ihre Berufsausbildung. Der Landkreis hat hier eine Viertelmillion Euro investiert.
Insgesamt über eine Viertelmillion Euro hat der Landkreis Haßberge in die Ausstattung der Heinrich-Thein-Berufsschule in Haßfurt investiert. Davon wurden rund 165.000 Euro für moderne Gerätschaften und Unterrichtsmittel für verschiedene Fachunterrichtsräume zur Verfügung gestellt, wobei sich der Freistaat Bayern mit einer 90-prozentigen Förderung beteiligte. Ein ganz großer Hingucker im wahrsten Sinne des Wortes ist der neu angeschaffte Mercedes Actros MP 5 für den der Landkreis alleine knapp 100.000 Euro ausgegeben hat. Mit diesem LKW haben die Auszubildenden der Kraftfahrzeug- beziehungsweise Nutzfahrzeug-Abteilung die Möglichkeit, ihr Wissen am praktischen Beispiel eines modern ausgestatteten Fahrzeugs zu vertiefen.
"Wir nehmen gerne Geld in die Hand, damit unsere Schulen auf dem aktuellsten Stand sind", sagte Landrat Wilhelm Schneider während eines Pressetermins am Donnerstag in der Berufsschule. Als Sachaufwandsträger investiert der Landkreis zur Zeit auch rund 25 Millionen in den Umbau der Gebäude in der Hofheimer Straße. Schulleiterin Heidrun Görtler zeigte sich froh, dass der Landkreis Haßberge schon immer voll hinter seinen Schulen steht und die entsprechenden finanziellen Mittel ohne große Probleme zur Verfügung stellt: "Das ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit, dass das so reibungslos klappt".
"Es ist wichtig, dass der Staat nicht nur Universitäten unterstützt, sondern auch die berufliche Bildung", sagte Landtagsabgeordneter Steffen Vogel, der Handwerksberufe als wichtige Säule der Wirtschaft einstuft. Durch das Budget für integrierte Fachunterrichtsräume (IFU) an berufsqualifizierenden Schulen unterstütze der Freistaat mit seinen Zuschüssen die heimischen Wirtschaftsstandorte.
Von den 165.681 Euro, die der Landkreis Haßberge in die Berufsschule steckte, kamen 159.545 Euro als Förderung zurück. Das Förderprogramm verfolgt das Ziel, die kommunalen Schulaufwandsträger der öffentlichen berufsqualifizierenden Schulen in Bayern bei der Einrichtung von integrierten Fachunterrichtsräumen zu unterstützen. Eine moderne und funktionsfähige Lernumgebung ist notwendige Voraussetzung, um die Fachkompetenz der Schüler unter Berücksichtigung der digitalen Transformation in allen Berufsfeldern zu stärken. Gefördert wurden Ausstattungen von Klassenräumen, die Fachunterrichtsräumen entsprechen, um Theorie und Praxisbereiche für die Schüler mit experimentellen Einrichtungen, Maschinen oder Geräten zu verbinden. Ebenso wurde die für die Einrichtung von iFUs notwendige IT-Software, Software zur didaktischen Umsetzung sowie die technische Anbindung an die Fertigung (Werkstatt/Labor) gefördert.
Das Hauptaugenmerk bei dem Vor-Ort-Termin galt den rund 100 Auszubildenden im Kfz-Handwerk, die aus ganz Unterfranken in Haßfurt ihre Berufsschulausbildung absolvieren. Seit 18 Jahren ist die Heinrich-Thein-Berufsschule der einzige Standort im Regierungsbezirk, an dem praxisorientiert die Berufsanfänger im Blockunterricht geschult werden, erklärte Torsten Frentz, der Abteilungsleiter für den Kfz- und Metallbereich. "Es ist ungemein wichtig, dass die Kfz-Abteilung unserer Heinrich-Thein-Schule immer auf dem neuesten Stand der Technik ist.
Nur so können wir einen praxisorientierten Unterricht gewährleisten und das Fachpersonal von morgen mit der modernsten im Automobilbau verfügbaren Technik im Detail vertraut machen und sie auf die speziellen Anforderungen in ihrem künftigen Berufsfeld vorbereiten", untermauerte Landrat Wilhelm Schneider die Investitionen.
Der neue Mercedes Actros MP 5 löst den bisherigen MAN-LKW ab, der aus dem Baujahr 2003 stammt und somit nicht mehr auf dem aktuellen Stand der Technik war. Mit wenig Kilometer auf dem Tacho konnte der Landkreis den Mercedes aus dem Baujahr 2019 für knapp 100.000 Euro kaufen. Die vorher als Testfahrzeug gebrauchte Zugmaschine wurde von Daniel Beständig und Uwe Hartung von der Beständig Autowelt aus Gochsheim vermittelt. Mit einem Strahlen im Gesicht erklärte Lehrer Christoph Lindner, an welcher Fahrzeugtechnik sich ab sofort die Schüler ausprobieren können. Klobige Außenspiegel, die am Führerhaus hängen, gibt es zum Beispiel nicht mehr bei modernen Nutzfahrzeugen. Um einen noch besseren Überblick zu haben, hängen jetzt für die Lkw-Fahrer außen kleine Kameras, die im Fahrzeuginneren die Geschehnisse rund um den LKW auf großen Displays darstellen. Ergänzt von einem Warnsystem soll der "Tote Winkel" so entschäft werden. Weiterhin hat der Mercedes die gängigen Assistenzsysteme und Radarsensoren verbaut. Mit LED-Beleuchtung und nach der Euro-Abgasnorm 6D könnte der Laster - rein technisch gesehen -heute schon autonom fahren, so Lindner. Bis sich das im Straßenverkehr durchsetzt, werde freilich noch einige Zeit vergehen.